In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts machten sich überall Bestrebungen bemerkbar, die Qualität der Erzeugnisse im Obst- und Gartenbau zu verbessern und damit das Einkommen der Obst- und Gemüsebauern zu steigern bzw. die Selbstversorgung zu sichern. So wurden im damaligen Oberamt Ludwigsburg an verschiedenen Orten Obst- und Gartenbauvereine gegründet, die ihre Aufgabe darin sahen, ihre Mitglieder durch Kurse, Vorträge, praktische Vorführungen und Lehrfahrten aus-und weiterzubilden sowie durch gemeinsamen Bezug von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, von Pflanzen, Torf und Geräten zu unterstützen.
Auch in Hoheneck wurde im Jahre 1929 ein solcher Verein ins Leben gerufen, dem hauptsächlich Landwirte und Gartenbesitzer angehörten. Zu Anfang waren es etwa 60 Mitglieder, die dem Verein beitraten und sich im obigen Sinne betätigten. Eine Art Vorläufer der heutigen landwirtschaftlichen Maschinenstationen wurde eingerichtet: es wurden vereinseigene Spritzen und andere Geräte beschafft, die die Vereinsmitglieder gegen eine geringe Gebühr ausleihen konnten.
Ein großes Werk war in den 30er Jahren die Errichtung einer gemeinsamen Nutzwasserversorgungsanlage in den ortsnahen Hohenecker Weinbergen, die kurz vor dem Krieg unter dem 1. Vorsitzenden Wilhelm Glock unter der Mitwirkung des Wasserwirtschaftsamtes Besigheim fertiggestellt werden konnte. Ihr Nutzen wurde während des Krieges und unmittelbar danach augenfällig, weil nun nicht mehr vom Rohrbrunnen oder von der Quelle an der Schleifmühle das Wasser in Eimern und Behältern mühsam herangetragen oder mit Kuhfuhrwerken herbeigeschafft werden musste. Die Spritzbrühe aus Kupfervitriol für die Handspritzen konnte nun in den Weinbergen hergestellt werden. Mit der Motorisierung der Landwirtschaft und dem Aufkommen der Motorspritzen konnte ein Teil der Leitung stillgelegt werden, weil man in jedem Grundstück nur noch eine Zapfstelle benötigte. Heute sind alle Weinbergbesitzer, besonders die Nichtlandwirte, froh, dass die Wasserleitung besteht, da die Weinberge zum Teil gärtnerisch genutzt werden. Das hat sich besonders 1980 bei der großen Trockenheit gezeigt und bewährt. Die Instandhaltung der Anlage erfordert allerdings viel Zeit und Geld seitens der Mitglieder, von denen dabei viel Gemeinsinn und Zusammenarbeit gezeigt wird, da sie sich freiwillig und ohne Bezahlung zu der schweren Arbeit zur Verfügung stellen.
In der Kriegszeit beschränkte sich das Vereinsleben auf die Verteilung von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln und auf die Instandhaltung der Wasserleitung. Nach dem Kriege war jede Vereinstätigkeit verboten. Es ist Reinhold Müller zu verdanken, dass er - nach politischer Überprüfung und Genehmigung - die ehemaligen Vereinsmitglieder zusammenrief und das Vereinsleben wieder in Gang brachte. Da in dieser Zeit viele Gemeinschaftsobstanlagen im Entstehen waren, setzte er sich dafür ein, dass auch in Hoheneck eine solche Anlage eingerichtet werden sollte. Das Vorhaben zerschlug sich leider, da in dem einzig zur Verfügung stehenden Gelände der Boden nicht geeignet erschien. Nach dem allzu frühen Tode Reinhold Müllers wurde Karl Engelbrecht 1963 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Als neue Aufgabe kam die Durchführung des jährlichen Blumenschmuckwettbewerbs dazu. Die Arbeit der Bewertungskommissionen ist auch in unserem Stadtteil schwierig, aber der Wettbewerb bringt viel Grün und Farbe in das Erscheinungsbild der Straßen. Hier ist den vielen Teilnehmern am Wettbewerb und allen Einwohnern, die ihr Haus schmücken, herzlich zu danken.
In den 80-iger Jahren legte der Verein auf einem ungenutzten aber sehr repräsentativen Grundstück eine mit Blumen geschmückte Fläche zum Verweilen an - das Bangertseck. Die Vereinsmitglieder schafften Steine der von den Nazis am Ende des Krieges zerstörten Brücke von Neckarweihingen hoch auf den Weinberg und platzierten diese als Sitzgelegenheit am Rand der Fläche.
Im Jahr 2000 war das Vereinsleben empfindlich gestört und der Blumenschmuck-Wettbewerb in Hoheneck in Gefahr. Der gesamte Vorstand ist im Streit bei der Jahreshauptversammlung zurück getreten - der Verein stand kopflos da.
Dank dem beherzten Eingreifen einiger Mitglieder wurden alle Ehrenämter teilweise auch von Nicht-Mitgliedern kommissarisch besetzt. Den Nachfolgern des zurück getretenen Vorstandes wurden die Vereins-Unterlagen sprichwörtlich vor die Füße geworfen. Ein nicht ganz leichter Neustart. Die größte Leistung in dieser Zeit vollbrachte Lisel Steiger, in dem sie sich dem Blumenschmuck-Wettbewerb annahm, ihn neu und sehr erfolgreich aufbaute. Lisel war zu diesem Zeitpunkt kein Mitglied im Verein.
Anfang der 2000-er Jahre wurde die eigene Stromversorgung fertig gestellt. Diese wurde aber schon nach kurzer Zeit vom Verein losgelöst und in eine Zweckgemeinschaft umgewandelt.
Und so vergingen die Jahre, fast alles funktionierte wie – eben - schon immer.
Die Zeiten haben sich aber geändert. Leider wurde das viel zu spät wahrgenommen. Dem WOGV Hoheneck drohte das gleiche Schicksal wie vielen anderen Vereinen auch – die Überalterung. Das bringt natürlich die Probleme mit sich, die Sie alle kennen: Die Älteren können nicht mehr helfen, viele Jüngere wollen oder können beruflich bedingt nicht helfen. Guter Rat war teuer. Die Veranstaltungen, die der Verein seit je her durchführt, wurden nicht abgeschafft, aber gründlich überarbeitet. Der Verein ist in die Öffentlichkeit gegangen, hat mit seinen Mitgliedern gesprochen und daraus Ideen entwickelt. Das ausdauernde Weiterarbeiten an unseren Vorhaben, das ausdauernde Umsetzen unserer Ideen bringt den Verein jedes Jahr ein kleines Stück weiter.
Seit vielen Jahren pflegt der WOGV Hoheneck eine gute Zusammenarbeit mit den weiteren sechs Obst- und Gartenbauvereinen von Ludwigsburg (Poppenweiler, Oßweil, Neckarweihingen, Ludwigsburg, Pflugfelden, Eglosheim). Federführend für diese Zusammenarbeit war und ist Gerhard Lämmermeier vom OGV Eglosheim und nicht zu vergessen – die Stadt Ludwigsburg, die bei vielen Vereinsübergreifenden Aktionen, aber auch Vereinsveranstaltungen tatkräftig unterstützt. In den letzten Jahren hat die Zusammenarbeit der Vereine nach vielen Jahren der Vorarbeiten richtig Fahrt aufgenommen. Gemeinsame Aktionen wie der Tag der offenen Gartentür in Ludwigsburg 2018, gemeinsame und gesellige Ausflüge, die Zusammenarbeit während der Aktion im Blühenden Barock 2016, der in Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigsburg wieder herzurichtende Weinberg oberhalb der Schleuse Poppenweiler und natürlich die gemeinsame Eröffnung vom Blumenschmuck-Wettbewerb in Ludwigsburg am Brunnen auf dem Markt sind nur ein kleiner Teil der Gemeinsamkeiten.